Walter Radl
Das Evangelium nach Lukas
Kommentar, erster Teil: 1,1-9,50
XVIII + 656 Seiten, 24,5 cm, gebunden, mit Schutzumschlag
1. Auflage 2003
Verlag Herder, Freiburg
ISBN / Code: 978-3-451-28129-7
Beschreibung:
Der hier vorgelegte erste Band des neuen Lukas-Kommentars legt die Kapitel 1 bis 9 aus (denen in einem zweiten Band die restlichen 15 Kapitel folgen - in Vorbereitung). Die Einleitung stellt die neuesten Erkenntnisse vor über Ort, Zeit und Umstände des Evangelisten, seine Quellen, seine Arbeitsweise u.a.m. Der eigentlichen Kommentierung voran steht jeweils eine überschaubare Texteinheit - etwa im Ausmaß eines Sonntagsevangeliums - in deutscher Übersetzung. Ein Analyseteil (I) informiert über Stil und Aufbau, literarische Gattung und Herkunft des Stoffes. Die folgende Auslegung (II) bietet Vers für Vers die Erklärung, gut lesbar und nur vereinzelt mit griechischen Wörtern durchsetzt. In Fußnoten werden Belegstellen aus der alttestamentlichen, frühjüdischen und klassischen Literatur sowie moderne Autoren mit herangezogen. Der jeweilige Schlußteil (III) betrachtet den Einzelabschnitt im Gesamt des Evangeliums und in seiner Beziehung zu charakteristischen Motiven.
Leseprobe: (aus der Einleitung)
Bei der Frage nach der Absicht des Lukas-Evangeliums sind wir in der glücklichen Lage, uns an der Auskunft des Autors selbst orientieren zu können. Seine ausdrückliche Angabe können wir darüber hinaus in bestimmten Zügen des Werks, d.h. auch in der Apostelgeschichte, bestätigt finden. Auch das, was Lukas sonst noch im Auge hat, schlägt sich in seinen Schriften nieder und kann, zumindest hypothetisch, erfaßt werden.
Maßgeblich ist zunächst die Absichtserklärung des Satzes Lk 1,4: Der Leser soll sich von der "Zuverlässigkeit" der Lehre, in der er unterwiesen worden ist, überzeugen können. Auf dieses Stichwort läuft das ganze kunstvoll gebaute Proömium zielstrebig zu, und zwar auch inhaltlich. Ihm sind alle jene Termini zugeordnet, mit denen Lukas die Voraussetzungen und sein eigenes Vorgehen bei der Abfassung des Werkes charakterisiert: "viele", "erfüllt" (V 1), "überliefert", "Augenzeugen" (V 2) und vor allem die überladen wirkende Reihung "nachzugehen - von Anfang an - allem - genau - der Reihe nach" (V 3). Lukas will also das Vertrauen in die Überlieferung festigen, und deren Glaubwürdigkeit ist für ihn offenbar dann gegeben, wenn ihre Kontinuität erwiesen ist.
Bestätigt sich diese Zweckbestimmung im Werk selbst? Das Anliegen des Kontinuitätsnachweises schlägt sich sogar auf doppelte Weise nieder: zunächst in der Betonung der lückenlosen Bezeugung des Geschehens und dann in der Darstellung des lückenlosen Fortgangs der heilsgeschichtlichen Ereignisse selbst. Beides wird erst ganz deutlich, wenn man die Betrachtung ausweitet auf die Apostelgeschichte. Auch wenn sich Lk 1,1-4 nicht auf sie beziehen sollte - V 1f ist anscheinend nur von Evangelien oder ähnlichen Schriften die Rede - steht sie doch im Dienst der V 4 beschriebenen Absicht, und so fällt von ihr wiederum Licht auf das Evangelium.
Das für den erstgenannten Gesichtspunkt Entscheidende ist die Funktion der Apostel und des Paulus bei Lukas. Die Gewährsmänner für das Jesusgeschehen selbst, von der Taufe durch Johannes bis zur Himmelfahrt, sind die Apostel (vgl. Apg 1,21f), die auch während det Passion in ssiner Nähe geblieben sind (Mk 14,50 fehlt; vgl. Lk 23,49). Der Garant für die rechte Bezeugung der apostolischen Tradition wiederum, die Brücke von der urkirchlichen zur lukanischen Generation, ist Paulus (vgl. Apg 9,28).
Unter der zweiten Gesichtspunkt geht es Lukas darum, die bisherige Erfüllung von Verheißungen nachzuweisen und diese Verheißungstreue Gottes zur Gewähr für die Erfüllung der christlichen Hoffnung in Gegenwart und Zukunft zu machen. Wie sich die prophetischen Weissagungen über Tod und Auferstehung des Messias (Lk 24,6f.25-27.44-46), über die Ausgießung des Geistes (Apg 2,16-21) und über die Erneuerung Israels (Apg 15,15-18) erfüllt haben, wird auch die Verheißung der weltweiten Mission (Lk 24,47; Apg 1,8) und vor allem der Wiederkunft Jesu (Lk 17,24f; 21,25-28; Apg 1,11) Wirklichkeit werden.
Leseprobe: (aus der Einleitung)
Bei der Frage nach der Absicht des Lukas-Evangeliums sind wir in der glücklichen Lage, uns an der Auskunft des Autors selbst orientieren zu können. Seine ausdrückliche Angabe können wir darüber hinaus in bestimmten Zügen des Werks, d.h. auch in der Apostelgeschichte, bestätigt finden. Auch das, was Lukas sonst noch im Auge hat, schlägt sich in seinen Schriften nieder und kann, zumindest hypothetisch, erfaßt werden.
Maßgeblich ist zunächst die Absichtserklärung des Satzes Lk 1,4: Der Leser soll sich von der "Zuverlässigkeit" der Lehre, in der er unterwiesen worden ist, überzeugen können. Auf dieses Stichwort läuft das ganze kunstvoll gebaute Proömium zielstrebig zu, und zwar auch inhaltlich. Ihm sind alle jene Termini zugeordnet, mit denen Lukas die Voraussetzungen und sein eigenes Vorgehen bei der Abfassung des Werkes charakterisiert: "viele", "erfüllt" (V 1), "überliefert", "Augenzeugen" (V 2) und vor allem die überladen wirkende Reihung "nachzugehen - von Anfang an - allem - genau - der Reihe nach" (V 3). Lukas will also das Vertrauen in die Überlieferung festigen, und deren Glaubwürdigkeit ist für ihn offenbar dann gegeben, wenn ihre Kontinuität erwiesen ist.
Bestätigt sich diese Zweckbestimmung im Werk selbst? Das Anliegen des Kontinuitätsnachweises schlägt sich sogar auf doppelte Weise nieder: zunächst in der Betonung der lückenlosen Bezeugung des Geschehens und dann in der Darstellung des lückenlosen Fortgangs der heilsgeschichtlichen Ereignisse selbst. Beides wird erst ganz deutlich, wenn man die Betrachtung ausweitet auf die Apostelgeschichte. Auch wenn sich Lk 1,1-4 nicht auf sie beziehen sollte - V 1f ist anscheinend nur von Evangelien oder ähnlichen Schriften die Rede - steht sie doch im Dienst der V 4 beschriebenen Absicht, und so fällt von ihr wiederum Licht auf das Evangelium.
Das für den erstgenannten Gesichtspunkt Entscheidende ist die Funktion der Apostel und des Paulus bei Lukas. Die Gewährsmänner für das Jesusgeschehen selbst, von der Taufe durch Johannes bis zur Himmelfahrt, sind die Apostel (vgl. Apg 1,21f), die auch während det Passion in ssiner Nähe geblieben sind (Mk 14,50 fehlt; vgl. Lk 23,49). Der Garant für die rechte Bezeugung der apostolischen Tradition wiederum, die Brücke von der urkirchlichen zur lukanischen Generation, ist Paulus (vgl. Apg 9,28).
Unter der zweiten Gesichtspunkt geht es Lukas darum, die bisherige Erfüllung von Verheißungen nachzuweisen und diese Verheißungstreue Gottes zur Gewähr für die Erfüllung der christlichen Hoffnung in Gegenwart und Zukunft zu machen. Wie sich die prophetischen Weissagungen über Tod und Auferstehung des Messias (Lk 24,6f.25-27.44-46), über die Ausgießung des Geistes (Apg 2,16-21) und über die Erneuerung Israels (Apg 15,15-18) erfüllt haben, wird auch die Verheißung der weltweiten Mission (Lk 24,47; Apg 1,8) und vor allem der Wiederkunft Jesu (Lk 17,24f; 21,25-28; Apg 1,11) Wirklichkeit werden.